Sonntag, 25. Juli 2010

Tritt Fidel bei den Feierlichkeiten zum 26. Juli auf?

Der kubanische Revolutionsführer Fidel Castro besuchte das Mausoleum von Artemisa in der Provinz Pinar del Río. Bei diesem Besuch trug er nicht nur das erste Mal seit seiner Erkrankung wieder seinen olivgrünen Kampfanzug, sondern es war auch der erste öffentliche Auftritt außerhalb Havannas. Fidel wirkte jedenfalls fit, wie die Fotos auf der Webseite Cubadebate zeigen.

Nun stellt sich natürlich die Frage ob Fidel Castro auch bei den Feierlichkeiten zum 26. Juli in Santa Clara dabei sein wird. Zwar wird in den offiziellen Medien nichts über einen Auftritt Fidels berichtet, aber manche Indizien sprechen dafür. So kündigte der venezolanische Präsident Hugo Chávez an, auf Einladung Raul Castros bei den Feierlichkeiten zu sprechen. Ebenso zeigt sein Besuch in Pinar del Río, dass Fidel mobil ist und nicht nur in Havanna auftauchen kann.

Aber warum macht Fidel das? Dies könnte mehrere Gründe haben:
  1. Die kubanische Führung will die eigene Bevölkerung von finanziellen Problemen ablenken und zeigen, dass Fidel sich wieder um alles kümmert.
  2. Durch Fidels überraschende Auftritte wird in der internationalen Kuba-Berichterstattung hauptsächlich über Fidel Castro berichtet und den kürzlich ausgereisten Regierungsgegnern kein Gehör geschenkt.
  3. Fidel ist wieder gesund und will wieder mitmischen!
Möglichkeit Nummer 1 hört sich zu einfach an. Das Auftreten Fidels erfreut sicher viele Kubaner, aber es bringt nicht die Bevölkerung dazu, Probleme zu vergessen.
Ich glaube es ist eine Mischung aus Punkt 2 und 3. Fidel ist ein schlauer Fuchs und weiß, dass es vorteilhaft ist wenn die Regierungsgegner nach ihrer Ankunft in Spanien keine Plattform in den internationalen Medien haben. Und wenn die Ausgereisten in zwei, drei Wochen (wenn Fidel nicht mehr so präsent in den Medien ist) eine Pressekonferenz geben, werden nur noch die altbekannten antikubanischen Hetzblätter, wie Miami Herald darüber schreiben. Deren Leser sind ohnehin antikubanisch eingestellt.
Und zu Punkt 3: Man weiß nichts Konkretes über Fidels Krankheit. Bei der "Bekanntmachung des Comandante en Jefe an das Volk Kubas" bei welcher er die Krankheit und den Rücktritt 2006 bekanntgab schrieb er:
Dies (eine Reise nach Argentinien, Anm.) führte zu einer akuten Darmkrise mit anhaltenden Blutungen, die mich zwang, mich einem komplizierten chirurgischen Eingriff zu unterziehen. Alle Details dieses Krankheitsfall sind auf den Röntgenaufnahmen, Endoskopieaufzeichnungen und auf Filmmaterial festgehalten. Die Operation zwingt mich, mehrere Wochen lang meinen Verantwortlichkeiten und Ämtern fernzubleiben und zu ruhen.
Viel mehr wurde zu der Krankheit nicht gesagt. Es gab einige Aufnahmen von ihm und einige unglaubwürdige Berichte der US-amerikanischen Geheimdienste, die ebenfalls nur raten konnten.

Lediglich die kubanische Führung und wenige internationale Persönlichkeiten wußten über den Gesundheitszustand des Revolutionsführer Bescheid. Nur selten machte Fidel Andeutungen zu seinem Zustand in seinen Zeitungskommentaren.

So schrieb er im Januar 2008:
Er hat sich spontan entschlossen, als Präsident von Brasilien Kuba das zweite Mal einen Besuch abzustatten, obwohl aufgrund meines Gesundheitszustands eine Zusammenkunft mit mir nicht sicher war.
...
Als er sagte, dass er über meinen guten Gesundheitszustand sehr beeindruckt sei, habe ich ihm geantwortet, dass ich mich dem Denken und Schreiben widme. Ich habe niemals in meinem Leben so viel nachgedacht. Ich erzählte ihm, dass ich im Anschluss an meinen Besuch in Córdoba, in Argentinien, wo ich an einem Treffen mit zahlreichen Führungspersönlichkeiten teilgenommen hatte, unter denen er sich befand, zurückkehrte und anschließend an zwei Veranstaltungen anlässlich des Jahrestages des 26. Juli teilgenommen habe. Ich war dabei, das Buch von Ramonet nachzusehen. Ich hatte ihm alle seine Fragen beantwortet. Ich hatte mir die Angelegenheit nicht allzu sehr zu Herzen genommen. Ich dachte, dass es etwas wäre, dass schnell erledigt wäre, wie die Interviews von Frei Betto und Tomás Borge. Anschließend ließ ich mich von dem Buch des französischen Schriftstellers unterjochen, dass schon kurz davor stand, ohne meine Revision veröffentlicht zu werden, wobei ein Teil der Antworten auf die Schnelle gegeben worden waren. In jenen Tagen habe ich fast überhaupt nicht geschlafen.

Als ich in der Nacht vom 26. zum 27. Juli schwer erkrankte, dachte ich, dass es das Ende sei. Während die Ärzte um mein Leben kämpften, las der Leiter des Staatsrat-Büros auf meine Forderung den Text und ich diktierte die entsprechenden Veränderungen.
Am 13. Februar schrieb Fidel:
Es war im Jahr 2006. Ich war zwar schwer krank, aber mir voll den Geschehnissen bewusst. Der 14. Gipfel der blockfreien Staaten, auf dem Kuba zum Vorsitzenden der Bewegung gewählt wurde, ging in jenen Tagen Mitte September zu Ende. Ich konnte mich kaum aufrichten und an einen Tisch setzen. In diesem Zustand empfing ich wichtige Staats- bzw. Regierungschefs.
Am 1. März 2010:
Im Oktober 2004 hatte ich einen schweren Unfall, der meine Aktivitäten monatelang ernsthaft eingeschränkt hat und dann wurde ich Ende Juli 2006 schwer krank. Dementsprechend habe ich nicht gezögert, meine Funktionen an der Spitze der Partei und des Staates in der Bekanntmachung vom 31. Juli dieses Jahres provisorisch zu delegieren, wobei ich sie bald definitiv aufgegeben habe, als ich begriffen habe, dass ich nicht imstande sein würde, sie wieder zu übernehmen.

Sobald mein Gesundheitszustand es mir erlaubt hat, zu studieren und Überlegungen anzustellen, habe ich meine Zeit damit verbracht, und außerdem Materialien unserer Revolution überarbeitet und gelegentlich einige Reflexionen veröffentlicht.
Die aufschlussreichsten Erkenntnisse erfuhr man durch Aussagen des spanischen Chirurgen José Luis García Sabrido, der den kubanischen Ärzten bei der Behandlung des Revolutionsführers half. Dieser sagte, dass Castro nicht an Krebs leide (wie der US-amerikanische Geheimdienst vermutete). Ebenso gab der Arzt bekannt, dass Fidels Zustand stabil ist.
Laut der spanischen Zeitung "El Pais" litt Fidel Castro an einer Divertikulitis. Die Krankheit würde auch zu die Symptome passen, die Fidel in seiner ersten Mitteilung beschrieb.
Die Medien berichteten weiter, dass sich Fidel Castro selbst für eine riskante Form der Behandlung entschied. Anscheinend gegen den Wunsch seiner Ärzte. Wenn die Operation komplikationslos verlaufen wäre, wäre er in wenigen Wochen wieder fit gewesen. So wie er es in seiner Botschaft ankündigte:
Die Operation zwingt mich, mehrere Wochen lang meinen Verantwortlichkeiten und Ämtern fernzubleiben und zu ruhen.
Die riskante Entscheidung eine konservative Behandlung zu verweigern würde auch Fidels Charakter entsprechen.
Die Behandlung schlug aber fehl und er musste sich mehreren Operationen unterziehen und konnte lang keine feste Nahrung zu sich nehmen.
So erhielt Fidel Castro in einer zweiten Operation einen künstlichen Darmausgang.
Er veröffentlichte regelmäßig Kolumnen. Ende 2008 bis Anfang 2009 wurde es wieder ruhig um Fidel Castro und es wurde vermutet, dass er gestorben sei. Ende Januar im Jahr 2009 schrieb er dazu:
Wie ich es mir für dieses Jahr vorgenommen hatte, habe ich die Reflexionen mit der Absicht reduziert, mich weder einzumischen, noch die Genossen der Partei- und Staatsführung bei ihren ständigen Entscheidungen zu stören, die sie aufgrund der objektiven, aus der Weltwirtschaftskrise abgeleiteten Schwierigkeiten treffen müssen. Es geht mir gut, aber ich bestehe darauf, dass sich keiner von ihnen wegen meiner eventuellen Reflexionen, meines erschwerten gesundheitlichen Zustands oder meines Todes kompromittiert fühlen soll.
Meine Vermutung: In diesem Zeitraum ließ sich der Revolutionsführer erneut operieren und der künstliche Darmausgang wurde rückoperiert. Oder Fidel hat nach dem ersten Schock gelernt damit zu leben. Im Februar 2009 war er - laut Chávez - erstmals wieder in Havanna unterwegs. Im Juli zeigte er sich überraschenderweise mehrmals in der Öffentlichkeit und er gab auch ein Interview.

Ob Fidel Castro nun bei den Feierlichkeiten am 26. Juli dabei ist, ist fraglich, aber es besteht eine gewisse Chance.

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